Zimmerer / Zimmerin Sein
Historie
Den Beruf des Zimmerers / Zimmerin gibt es bereits seitdem die Menschheit in Häusern wohnt. Schon Josef von Nazareth wird nachgesagt, Zimmermann gewesen zu sein. Zünfte trugen im Mittelalter zur Qualitätssicherung von wichtigen Arbeitstechniken wie beispielsweise der Dachmittlung bei. Ebenso zählt das Mittelalter zu einer Blütezeit für dieses Handwerk. Den berühmten Brauch der Walz gibt es bereits seit der frühen Neuzeit (Mitte 13. Jahrhundert bis Ende 15. Jahrhundert). Er wurde 2014 auf der Kultusministerkonferenz in Deutschland als eine von 27 Kulturformen in die Bewerbungsliste „Bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen.
Bräuche im Zimmerhandwerk
Im Zimmererhandwerk gibt es heute noch viele Bräuche und Traditionen. Die Wichtigsten haben wir dir hier zusammengefasst. Sind dir schon einige bekannt?
Richtfest
Das Richtfest gehört heute noch fast zu jedem Hausbau dazu. Es wird gefeiert, wenn Rohbau und Dachstuhl des Hauses stehen. Dabei wird von den Zimmer*Innen ein Richtkranz oder Richtbaum aufgehangen. Der dazugehörige Richtspruch schützt die zukünftigen Bewohner und das Haus selbst.
Klatschen
Zum Richtfest gehört ebenfalls das sogenannte Klatschen. Zwei oder mehr Zimmerergesell*Innen sitzen sich gegenüber und klatschen zum Takt der Zunftlieder in die Hände. Generell sind die Zimmerer ein sehr geselliges Gewerk.
Walz
Die Walz ist dir vielleicht schon ein Begriff. Sie gehört zu den populärsten Traditionen des Handwerks. Dabei handelt es sich um eine Wanderung, auf die sich der/die Gesell*in begibt, um neue Erfahrungen nach der Ausbildung zu sammeln. Je nach Gewerk kann sie mindestens zwei oder drei Jahre dauern. Das Schwierige: Auf der Walz darfst du dich deiner Heimatstadt nur maximal 50 Kilometer nähern. Früher galt diese Tradition sogar als Voraussetzung für den Meistertitel.
Die Kluft
Die traditionelle Kluft der Zimmer*Innen wird auch heute noch gerne getragen. Zur Kluft gehören beispielsweise der breitkrempige Schlapphut, ein schwarzer Samt- oder Manchesteranzug mit Weste, Jackett und eine Hose mit weitem Schlag. Auch typisch sind das weiße Hemd ohne Kragen und schwarze Stiefel. Ein besonderes Stück ist die „Ehrbarkeit – ein krawattenähnliches Stück Stoff, das am Hemd mit einer Stecknadel, die das Handwerkswappen trägt, befestigt wird. Hinzu kommen noch ein Ohrring am linken Ohr und die Zunftuhrkette.
Schmalmachen
Ein Brauch, der ebenfalls früher zur Walz gehörte, ist das Vorsprechen bei einem Meister – auch Schmalmachen genannt. Je nach Anlass (Arbeit, Verpflegung oder Unterkunft) sind verschiedene Sprüche von dem Gesellen aufzusagen.
Fassschmoren
Zimmerer sind eine gesellige Gruppe. Hier wird auch gerne das eine oder Bier nach Feierabend getrunken bzw. „geschmort“. Früher sorgte ein ausgewählter Geselle dafür, dass die Krüge voll blieben und gute Laune herrschte. Traditionell wurde nach der Feier das letzte Fass aus dem Fenster geworfen.
Schallern
Beim Schmoren oder auch auf der Walz dürfen natürlich die Lieder nicht fehlen. Diese werden traditionell „geschallert“.